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Belletristik

Cosmos ist der Berner Verlag für Schweizer Literatur. Zum Beispiel für Mundart. Zum Beispiel für Kriminalromane. Zum Beispiel für literarische Sachbücher. Zum Beispiel für Klassiker.

Mundartliteratur

Aktuell

Amputierte Mutter

1969 feiern Hippies die freie Liebe, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Joan Baez treten in Woodstock auf, im Kino läuft «Easy Rider». Und in Zürich bekommt Elisabeth ein Kind. Unverheiratet, ohne Kindsvater, 17 Jahre alt. Das durfte nicht sein in einer Welt, in der Väter jeden Samstag ihren Ford Taunus oder Opel Kapitän schamponierten, die Waschküche ein heiliger Ort war und das Treppenhaus am Sonntag nach Schmierseife zu riechen hatte. Der Druck von Behörden und Familie auf die junge Mutter wurde so gross, dass sie ihre Tochter schliesslich zur Adoption freigab.

«Ich bin meinem Kind keine Mutter gewesen.» Schmerz und Scham begleiteten fortan das Leben von Elisabeth. Ihr Buch gibt «amputierten» Müttern eine Stimme. «Sie stehlen sich durch die Gesellschaft und hoffen, dass ihnen niemand auf die Schliche kommt. Man sollte ihnen erlauben, endlich aufrecht zu gehen.»

Vernissage 30.4.2025

Längiziti

An die Costa Blanca sind sie nach der Pensionierung ausgewandert. Jetzt, siebzehn Jahre später, kehren Jöggu und Lisbeth zurück in die Schweiz. Doch die alte Heimat ist ihnen fremd. Jöggu regt sich auf über die helvetischen Höflichkeitsfloskeln. Der «Sternen», seine Stammbeiz, ist jetzt ein Nagelstudio. Die Bank hat keinen Kundenschalter mehr. Wo die Metzgerei war, ist ein Barbershop. Lisbeth findet: «Vilecht isch der Jöggu mis einzige Deheime. Und ig sis.»

Wo bin ich zuhause? Wo möchte ich zuhause sein? Diesen Fragen geht Pedro Lenz in «Längiziti» nach. Was brauche ich, um mich zuhause zu fühlen? Kann man sich an mehreren Orten zuhause fühlen? Kann man auch ohne das Gefühl von Zugehörigkeit glücklich sein? Antonio, der Spanier, der seit vierzig Jahren in der Schweiz lebt, meint: «Furtgo isch immer fautsch.»

Jakobea

«Ein frommer Mann …», Jakobea lacht bitter, «ich kenne ihn besser. Er ist reich, er ist mächtig, er ist gnadenlos.» Die Rede ist von Kaspar Stockalper, dessen Schloss in Brig mit den drei hoch aufragenden Türmen noch heute an ihn, den «Roi du Simplon», erinnert. Jakobea jedoch, die über ein Jahrzehnt seiner Gattin als Magd dient, ist längst vergessen.

In seinem Folgeroman zum «Walliser Totentanz» stellt Werner Ryser Stockalpers grenzenloser Gier nach Macht und Geld die Geschichte Jakobeas gegenüber: Als Kind armer Leute wird sie 1612 im Mattertal geboren, als Fünfzehnjährige von drei Henkersknechten vergewaltigt, dann von reichen Leuten gedemütigt und ausgenutzt. Ihren Zorn, wenn er hochkommen will, unterdrückt sie, denn eine, die andern untertan ist, darf nicht zornig sein. Doch es kommt der Tag, an welchem ihre Wut zum ersten Mal ausbricht …