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Belletristik

Cosmos ist der Berner Verlag für Schweizer Literatur. Zum Beispiel für Mundart. Zum Beispiel für Kriminalromane. Zum Beispiel für literarische Sachbücher. Zum Beispiel für Klassiker.

Iris Stalder wird neue Leiterin Belletristik

Ab dem 1. September 2025 verantwortet Iris Stalder das Belletristikprogramm des Cosmos Verlags. Sie folgt auf Roland Schärer, der nach vierzig Jahren sein Pensum im Berner Familienunternehmen reduzieren und seiner Nachfolgerin künftig in beratender Funktion zur Seite stehen wird.

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Mundartliteratur

Aktuell

Nach oben und von dort über die Dächer

«Wie ich heisse, fragen die Taliban, wer mein Vater sei. Wohin wir fahren, was wir im Auto haben, wollen sie wissen, wer die Waren kaufe und was wir von Pakistan zurückbrächten. Plötzlich höre ich Schreie aus dem Auto, in das mein Bruder hat einsteigen müssen. Panik überfällt mich. ‹Was wollt ihr von uns?› Ich schreie und weine, was passiert mit uns? Das Auto mit meinem Bruder drin fährt weg.»

Eni Yousuf ist neun, als er vom Bruder getrennt und in ein Kinderarbeitslager der Taliban verschleppt wird. In dieser Hölle aus Kohlenstaub und Gewalt wächst er heran, dreimal versucht er sich umzubringen. Im letzten Moment und mit allerletzten Kräften gelingt ihm eine verzweifelte Flucht. In diesem Buch erzählt er, wie er sich in die Schweiz durchgeschlagen, wie er mit YouTube Deutsch gelernt und wie er sich in Bern sein Glück organisiert hat.

Amputierte Mutter

1969 feiern Hippies die freie Liebe, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Joan Baez treten in Woodstock auf, im Kino läuft «Easy Rider». Und in Zürich bekommt Elisabeth ein Kind. Unverheiratet, ohne Kindsvater, 17 Jahre alt. Das durfte nicht sein in einer Welt, in der Väter jeden Samstag ihren Ford Taunus oder Opel Kapitän schamponierten, die Waschküche ein heiliger Ort war und das Treppenhaus am Sonntag nach Schmierseife zu riechen hatte. Der Druck von Behörden und Familie auf die junge Mutter wurde so gross, dass sie ihre Tochter schliesslich zur Adoption freigab.

«Ich bin meinem Kind keine Mutter gewesen.» Schmerz und Scham begleiteten fortan das Leben von Elisabeth. Ihr Buch gibt «amputierten» Müttern eine Stimme. «Sie stehlen sich durch die Gesellschaft und hoffen, dass ihnen niemand auf die Schliche kommt. Man sollte ihnen erlauben, endlich aufrecht zu gehen.»

Längiziti

An die Costa Blanca sind sie nach der Pensionierung ausgewandert. Jetzt, siebzehn Jahre später, kehren Jöggu und Lisbeth zurück in die Schweiz. Doch die alte Heimat ist ihnen fremd. Jöggu regt sich auf über die helvetischen Höflichkeitsfloskeln. Der «Sternen», seine Stammbeiz, ist jetzt ein Nagelstudio. Die Bank hat keinen Kundenschalter mehr. Wo die Metzgerei war, ist ein Barbershop. Lisbeth findet: «Vilecht isch der Jöggu mis einzige Deheime. Und ig sis.»

Wo bin ich zuhause? Wo möchte ich zuhause sein? Diesen Fragen geht Pedro Lenz in «Längiziti» nach. Was brauche ich, um mich zuhause zu fühlen? Kann man sich an mehreren Orten zuhause fühlen? Kann man auch ohne das Gefühl von Zugehörigkeit glücklich sein? Antonio, der Spanier, der seit vierzig Jahren in der Schweiz lebt, meint: «Furtgo isch immer fautsch.»

Jakobea

«Ein frommer Mann …», Jakobea lacht bitter, «ich kenne ihn besser. Er ist reich, er ist mächtig, er ist gnadenlos.» Die Rede ist von Kaspar Stockalper, dessen Schloss in Brig mit den drei hoch aufragenden Türmen noch heute an ihn, den «Roi du Simplon», erinnert. Jakobea jedoch, die über ein Jahrzehnt seiner Gattin als Magd dient, ist längst vergessen.

In seinem Folgeroman zum «Walliser Totentanz» stellt Werner Ryser Stockalpers grenzenloser Gier nach Macht und Geld die Geschichte Jakobeas gegenüber: Als Kind armer Leute wird sie 1612 im Mattertal geboren, als Fünfzehnjährige von drei Henkersknechten vergewaltigt, dann von reichen Leuten gedemütigt und ausgenutzt. Ihren Zorn, wenn er hochkommen will, unterdrückt sie, denn eine, die andern untertan ist, darf nicht zornig sein. Doch es kommt der Tag, an welchem ihre Wut zum ersten Mal ausbricht …